Noah Hawley startete 2014 mit der Fernsehserie “Fargo”. Die Serie orientiert sich an dem gleichnamigen Spielfilm der Gebrüder Coen aus dem Jahr 1996. Kurz nach dem Ende der erfolgreichen ersten Staffel wurde bekannt, dass FX eine weitere Staffel in Auftrag gegeben hatte. Staffel 2 wurde ab Oktober 2015 auf Netflix zum Stream angeboten.
Im Verlauf der ersten Staffel lernt der Zuseher den Vater der hartnäckigen Polizistin Molly Solverson kennen. In einem Gespräch erwähnt er eine Serie von grauenhaften Morden, die einige Jahrzehnte zuvor in der Gegend begangen wurden. Die zweite Staffel spielt im Jahr 1979 und rückt Mollys Vater Lou Solverson (Patrick Wilson) in den Mittelpunkt der Geschichte. Lou ist State Trooper und sein Schwiegervater Hank (Ted Danson) ist Sheriff von Rock County. In Fargo kontrolliert zu dieser Zeit die Familie Gerhardt einen großen Teil der kriminellen Aktivitäten. Rye Gerhardt (Kieran Culkin), einer der Söhne von Patriarch Otto Gerhardt (Michael Hogan), begeht eines Abends einen Dreifachmord in einem “Waffelhaus”. Neben zwei Angestellten des Restaurants ist auch eine Richterin aus Fargo unter den Opfern. Lou und Hank nehmen in diesem Fall die Ermittlungen auf. Kurz nach dem Rye den Mord begangen hat wird er von einem Auto angefahren. Fahrerin des Autos war die Frisöse Peggy Blumquist (Kirsten Dunst). Rye steckt in der Windschutzscheibe des Autos. Peggy fährt mit Rye nach Hause, parkt das Auto in der Garage und kocht das Abendessen. Kurze Zeit später hört Peggys Ehemann, der Fleischergeselle Ed Blumquist (Jesse Plemons), Geräusche in der Garage. Er entdeckt das kaputte Auto und den schwerverletzten Rye. Es kommt zum Kampf und Ed tötet Rye. Wenig später erleidet Otto Gerhardt einen Schlaganfall. Obwohl sein Sohn Dodd (Jeffrey Donovan) die Führungsrolle in der Familie beansprucht, übernimmt Ottos Frau Floyd (Jean Smart) mit Unterstützung ihres Sohnes Bear (Angus Sampson) die Leitung der Geschäfte. Floyd beauftragt den Indianer Hanzee (Zahn McClarnon) um Rye zu finden. Zeitgleich begibt sich Mike Milligan (Bokeem Woodbine), ein Mitglied eines Verbrechersyndikats aus Kansas City, mit einigen Mitarbeitern auf den Weg nach Fargo. Die Gangster aus Kansas City möchten das Geschäft der Familie Gerhardt übernehmen und machen ein Übernahmeangebot. Als die Gerhardts das Angebot ausschlagen, kommt es zu den ersten Konflikten…
Die Bildqualität von Fargo ist gut bis sehr gut. Die Farbgebung ist kühl und nicht besonders gesättigt – ein Stilmittel, das wunderbar mit den 70iger Jahren harmoniert. Der deutsche 5.1 Mehrkanalton ist in Ordnung und bietet klar verständliche Dialoge und eine gelungene Atmosphäre.
Mein Fazit: Die zweite Staffel von “Fargo” war für Noah Hawley und sein Team sicherlich kein einfaches Unterfangen. Von den ganz offensichtlichen Ähnlichkeiten zum Spielfilm der Coens mussten sich die Serienmacher nun verabschieden, um etwas Eigenständiges zu schaffen. Die von den Autoren erfundene Geschichte ist erwartungsgemäß recht abgedreht und in wesentlichen Bereichen recht gelungen, wie ich finde. Die Erzählung benötigt aber sehr viel (vielleicht etwas zu viel) Zeit, um in Fahrt zu kommen und so kam in den ersten Episoden leider immer wieder Langeweile auf. Leider bleiben einige Charaktere trotzdem sehr oberflächlich und eindimensional. Mit der von Kirsten Dunst eigentlich sehr gut gespielten Peggy Blumquist fand ich zum Beispiel erst ab Episode 8 einen emotionalen Draht (von da an war sie aber echt toll). Auch Jeffrey Donovan als Dodd Gerhardt hatte erst in der zweiten Hälfte der Staffel seine starken Auftritte. Jesse Plemons spielt den bodenständigen Ed Blumquist sehr gut und verleiht der Figur die notwendige Glaubwürdigkeit. Charaktere wie Mike Milligan oder Simone Gerhardt lösten bei mir im Gegenzug aber gar keine Gefühlsregung aus. Schade. Inmitten des Konflikts zwischen den beiden Syndikaten entpuppte sich Hanzee Dent als der unberechenbarste Faktor. Die Darstellung durch Zahn McClarnon ist zwar gut, kann aber nicht ansatzweise an die Performance von Billy Bob Thornton heranreichen. Die coolste Performance in einer Nebenrolle kam von Nick Offerman als Karl Weathers. Der Kerl ist echt witzig. Amüsant fand ich auch das Toilettengespräch zwischen Lou Solverson und Präsidentschaftskandidaten Ronald Reagan (Bruce Campbell). Eine nette Idee. Musikalisch liefern die Serienmacher wieder eine abwechslungsreiche und passende Mischung aus Songs und Original-Score. Am Ende der Staffel gelang es Hawley mit seinen Autoren und Regisseuren sehr gut bestimmte Ereignisse und Personen in Bezug zu Staffel 1 zu setzen und damit ein größeres Bild zu zeichnen. Ich freue mich schon auf Staffel 3 und hoffe auf weitere schräge Geschichten aus dem Norden der USA…
Serie: 8/10
Bild: 8/10
Ton: 8/10
Reviewdatum: 01/2016
BD/DVD Erscheinungsjahr: 2016
Produktionsjahr: 2015
Studio/Verleih/Vertrieb: FX/MGM/20th Century Fox/Netflix