Vollverstärker “Leema Tucana”
Irgendwann im Jahr 2012 habe ich mir vom Hi-Fi Händler meines Vertrauens einen Vollverstärker der englischen High-End Schmiede Leema ausgeborgt. Das gute Stücke trug den Namen “Pulse” und hat mich aufgrund seiner Spielweise nachhaltig beeindruckt. Aus diversen Gründen musste ich das Gerät aber nach einer Woche wieder retournieren – das Klangerlebnis habe ich aber nicht vergessen.
Der “Pulse” hatte schon damals einen größeren Bruder, der auf den Namen “Tucana” hörte. Mit Anschaffungskosten in der Höhe von 4500 Euro lag das Gerät aber weit außerhalb meiner finanziellen Möglichkeiten. Im Herbst des heurigen Jahres entdeckte ich ein erschwingliches Gebrauchtgerät der ersten Generation und wurde schwach.
Die optische Erscheinung des Tucana ist beeindruckend und trifft meinen Geschmack. Auf der Geräteoberseite ist das Firmenlogo in die Abdeckung gestanzt. Auf der Vorderseite findet man links einen großen Lautstärkeregler mit toller Haptik. Dank blauer LED Spielereien ist dieser Regler eine wahre Augenweide. Mittig sitzt noch einmal eine Variante des Leema Logos. Rechts daneben ein kleinerer Drehknopf für die Quellenauswahl. Ganz rechts der Ein/Ausschalter.
Beim Auspacken fiel mir sofort das beachtliche Gewicht des Tucana auf – 20kg bringt das Gerät auf die Waage. Verantwortlich dafür sind hauptsächlich zwei kräftige Trafos (bis zu 300VA pro Trafo), die das Herzstück des Doppel-Mono Aufbaus darstellen. Acht Elkos mit einer Gesamtkapazität 80.000 Microfarad und sechs bipolare Leistungstransistoren pro Endstufe wurden verbaut.
Die Kühlung erfolgt passiv über die seitlichen Kühlrippen. All diese Parameter sorgen für respektable Leistungsangaben: 2 x 295 Watt (4 Ohm) bzw. 2x 150 Watt (8 Ohm)
Auf der Rückseite verfügt der Tucana über 7 Eingänge. Einer der Eingänge ist ein AV Eingang (Bypass Betrieb), mit dem der Tucana als Stereo-Endstufe in einem Heimkinosetup arbeiten kann. Dieses Feature habe ich allerdings noch nicht getestet. Der Verstärker hat keinen Phono-Eingang und keinen Kopfhörerausgang.
Meine Höreindrücke
Bereits der “kleine” Leema Pulse hat mich damals durch seine kontrollierte Performance im Bassbereich begeistert. Obwohl ich keinen direkten Vergleich mehr anstellen konnte traue ich mich zu behaupten, dass der Tucana hier noch einmal ordentlich nachlegt.
Unabhängig von der Lautstärke liefert der Verstärker klar durchzeichnete, straffe und kräftige Bässe, die je nach Quellmaterial und Aufnahme tief in der Magengrube zu spüren sind. Gleichzeitig offenbaren sich bei vielen Stücken Nuancen und Details, die mir bis dato schlicht verborgen blieben. Der letzte Satz hat auch für mittlere Frequenzen seine uneingeschränkte Gültigkeit. Lediglich im Hochtonbereich scheint sich der Tucana ein wenig zurückhaltend und wärmer zu geben. Tolle Transparenz und ein sehr dynamische, kraftvolle Präsentation gehören ebenfalls zu den Stärken des Verstärkers. All die positiven Eigenschaften gehen auch bei gehobenen Lautstärken nicht verloren.
Mein Fazit
Mit dem Leema Tucana habe ich mir einen Traum erfüllt und bin mehr als glücklich. In Kombination mit dem tollen Linn Akurate DS Streamer genieße ich Musik auf einem Niveau, das ich bis dato noch nicht kannte.
Der Leema Tucana kostet neu (in der aktuellen, zweiten Generation) circa 4500 Euro. Gebraucht sind die Geräte je nach Alter zwischen 1500 und 3000 Euro zu haben.
Nachtrag Sommer 2018
Der gebraucht gekaufte Verstärker hatte leider bereits kurz nach dem Kauf Probleme bei der Wiedergabe auf dem linken Kanal. Speziell nach dem Einschalten gab es gelegentlich kurze “Aussetzer” und während der Wiedergabe waren vereinzelt “Knack”-Geräusche zu vernehmen. Die Probleme wurden leider mit der Zeit schlimmer. Im Frühling 2018 war die Situation nicht mehr erträglich und der linke Kanal spielte kaum mehr unterbrechungsfrei. Da es leider in Österreich keinen Leema-Händler mehr gibt, wurde der Tucana direkt nach Wales zum Hersteller geschickt. Der Support teilte mir mit, dass das Gerät bereits 11 Jahre alt ist und zwei Relais getauscht werden müssen. Die Reparatur inklusive Versand dauerte knapp vier Wochen. Der Tucana spielt seither fehlerfrei und begeistert mich noch immer Tag für Tag.