Die erfolgreiche Serie “Ally McBeal” war mir zwar bekannt, gesehen hatte ich davon aber de facto keine Episode. Die von David E. Kelly erfundene Serie erblickte 1997 das Licht der Welt, brachte es auf insgesamt fünf Staffeln und wurde 2002 eingestellt.
Zentrale Figur ist die mehrheitlich alleinstehende Anwältin Ally McBeal (Calista Flockhart), die mit ihrer Freundin (und Staatsanwältin) Renee Raddick zusammenwohnt. Zu Beginn der ersten Staffel trifft ihren alten Schulfreund Richard Fish (Greg German), der eine eigene Anwaltskanzlei besitzt und Ally kurzerhand einstellt. In der Kanzlei arbeitet auch die Allys Jugendliebe Billy Thomas (Gil Bellows) und der zweite Namenspartner John Cage (Peter MacNicol). Spätestens als Billys Ehefrau Georgia (Courtney Thorne-Smith) ebenfalls in der Kanzlei zu arbeiten beginnt, sind die emotionalen Spannungen vorprogrammiert. Unterstützt von zahlreichen mehr oder weniger interessanten Nebencharakteren bearbeitet das Team der Kanzlei Cage & Fish im Verlauf der Staffel unterschiedliche Fälle. Die allgegenwärtigen Dramen (zumeist Befindlichkeiten rund um das Thema Liebe und/oder Sex) werden durch nette Slapstick-Einlagen und jede Menge schrägen Humor aufgelockert. Speziell Allys surreale Fantasien machen echt Spaß.
In Staffel 2 wird das Team der Kanzlei vergrößert. Nelle Porter (Portia De Rossi) und ihre Freundin/Klientin Ling Woo (Lucy Liu) wirbeln anfangs mächtig Staub bei Cage & Fish auf, fügen sich aber mit der Zeit ganz gut in das Gesamtbild ein. Inmitten des durchaus amüsanten Chaos drängt sich im Verlauf der Staffel das Verhältnis zwischen Ally und Billy wieder in den Vordergrund. Damit bekommt der nervige und schlecht schauspielende Gil Bellows leider zu viel Sendezeit.
Die dritte Staffel wartet mit vielen Veränderungen auf. Nachdem Billy seine Verwandlung vom stammelnden Softie zum Chauvinisten beendet hat, scheitert seine Ehe mit Georgia. Diese wechselt in die frischgegründete Kanzlei von Allys Freundin Renee. Renee und Georgia sind zwar weiterhin regelmäßig zu sehen, treten aber zunehmend in den Hintergrund. Billys Verhaltensänderungen werden durch einen schnell wachsenden Gehirntumor erklärt, der schlussendlich auch zu seinem Tod führt. Der Anwalt Mark Albert (James LeGros) übernimmt in der Kanzlei Billys Arbeit. Die chancenlose Beziehung zwischen Nelle und John geht auf seltsame Art und Weise in die Brüche. Auch Ling und Richard trennen sich. Im letzten Drittel der Staffel verwandelt sich Nelle etwas unerwartet in ein echtes Miststück, wirbt Elaine und etliche Klienten ab und gründet mit Unterstützung der skrupellosen Anwältin Hope Mercy eine eigene Kanzlei. Unmittelbar danach erkennt sie ihren Fehler, entschuldigt sich und wird wieder eingestellt. Sinn ergibt das natürlich keinen und man fragt sich, warum derart konfuse Handlungselemente überhaupt geschrieben bzw. gedreht werden. Ally ist die gesamte Staffel weiterhin auf der Suche nach dem großen Liebesglück und dabei mehr oder weniger frustriert. Kurz vor Ende der der Staffel lernt Ally den britischen Anwalt Brian kennen, den sie sogar ihren Eltern vorstellt.
Staffel 4 knüpft nahtlos an die Handlung der dritten Staffel an. Allys Bekanntschaft mit Brian endet so plötzlich wie sie begonnen hat. Einige seltsame Affären später, tritt der Anwalt Larry Paul (Robert Downey Jr.) in ihr Leben. Diese Beziehung sorgt inner- und außerhalb des Gerichtsaales für einige sehr heitere Momente und gehört zu den sehenswerteren Handlungssträngen dieser Staffel, in der es wieder zahlreiche personelle Veränderungen gibt. Courtney Thorne-Smith als Georgia und Dyan Cannon als Jennifer “Whipper” Cone sind nicht mehr mit an Bord. Allys Freundin Renee ist nur mehr in kleinen Nebenrollen oder singend zu sehen, da ihr Engagement mit dem Ende der vierten Staffel endete. Ähnlich ergeht es dem in Staffel 3 vorgestellten Anwalt Mark Albert, der im Verlauf der Staffel zwei Beziehungen hat – die Interessantere davon mit dem ehemaligen Mann Cindy (Lisa Edelstein). John Cage hat eine amüsante Liebschaft mit der am Tourette-Syndrom leidenden Melanie (Anne Heche). Am Ende der Staffel trennt sich Ally vollkommen überraschend von Larry. Diesem Ereignis merkt man an, dass es ursprünglich nicht geplant und angeblich auf Unstimmigkeiten am Set zurückzuführen war.
Mit Beginn der letzten Staffel muss sich der Zuschauer einmal mehr an jede Menge neuer Gesichter gewöhnen. Die Anwältin Jenny Shaw (Julianne Nicholson) wird von Ally nach einer zufälligen Begegnung auf der Straße in die Kanzlei gebracht und dort von Richard Fish angestellt, da sie einen lukrativen Fall einbringt. Zufälligerweise wurde Jennys Ex-Freund Glenn Foy (James Marsden) kurz davor ebenfalls von Richard eingestellt. Der überhebliche Frauenheld Raymond Millbury (Josh Hopkins) und Corretta Lipp (Regina Hall), die schon kurz in der vorherigen Staffel zu sehen war, gehören ebenfalls zu den mehr oder weniger neuen Charakteren. John Cage verlässt die Kanzlei im ersten Drittel der Staffel, nachdem Ally im gestanden hat, dass sie seine Liebe nicht erwidern kann. Er kehrt allerdings bis zum Ende der Staffel für etliche Folgen wieder zurück und bleibt dem Stammpublikum somit bis zum Ende der Serie erhalten. Als Jenny und Glenn in etwa zur Halbzeit die Kanzlei verlassen, betritt Allys “Tochter” Maddie Harrington (Hayden Panettiere) die Bühne, die ihr Leben nachhaltig verändert. Parallel dazu quält sich Ally im Mittelteil der Staffel erneut durch eine Beziehung. Der Mann heißt Victor Morrison (Jon Bon Jovi) und ist für Ally in ihrem neuen Haus als Handwerker tätig. Im letzten Drittel wird Liza Bump (Christina Ricci) als neuer Charakter eingeführt. Die schlechte Leistung von Jon Bon Jovi und der überaus nervtötende Charakter von Christina Ricci werden nur noch durch die vollkommen überflüssige Claire Otoms (Barry Humphries aka Dame Edna Everage) übertroffen.
Die Bildqualität der gesamten Serie ist leider nur mittelmäßig. Die ersten beiden Staffeln sind nur im Format 4:3 erhältlich – später wurde die Serie im Format 16:9 produziert. Unabhängig vom Bildformat sind die Hauptkritikpunkte: viele Unschärfen, Artefakte und zu wenig sichtbare Details. Der deutsche Stereo Ton ist unspektakulär, bietet aber gute Dialogverständlichkeit.
Mein Fazit: Ally McBeal war eine der amerikanischen Kult-Serien der späten 90-er und ist eine grundsätzlich nette Mischung aus Drama und Komödie. Um die Serie zu mögen, muss man aber das mitunter sehr nervöse und überzogene Schauspiel von Calista Flockhart und einigen anderen KollegInnen ertragen können und eine gewisse Neigung zu pseudo-dramatischen Herz-Schmerz-Geschichten haben. Die ersten zwei Staffeln haben mir gut gefallen. Aufgrund fehlender Neuerungen verlor die Serie aber ab der dritten Staffel zunehmend an Reiz, obwohl einzelne Episoden sehr gut gelungen sind. Besonders nervig ist für mich die allgegenwärtige Vonda Shepard, die den Zuseher nicht nur mit ihrer belanglosen Musik, sondern auch mit kurzen Gastauftritten “beglückt”. Wer mit der Mischung aus Romantik und seichtem Drama etwas anfangen kann und amerikanischen Serien mag, kann “für Zwischendurch” getrost einen Blick riskieren.
Serie: 7/10
Bild: 5,5/10
Ton: 6,5/10
Reviewdatum: 06.2014
BD/DVD Erscheinungsjahr: 2006
Produktionsjahr: 1997-2002
Studio: 20th Century Fox