Nach den überaus positiven Höreindrücken von hochauflösenden Audiodaten über den FiiO X3 Player, wollte ich dieses Erlebnis intensivieren und in mein Wohnzimmer bringen. Da das von mir verwendete Sonos Multiroom System “nur” Audiodaten bis 16Bit/48kHz unterstützt, musste ein anderer Zuspieler gefunden werden.
Auf der Suche nach Hi-Res fähigen Netzwerk Playern findet man eine überschaubare, aber stetig wachsende Anzahl an Geräten unterschiedlichster Hersteller. Unter anderem stößt man auch auf die DS (Digital Streamer) Produkte des schottischen Traditionsunternehmens Linn. Das kleinste Gerät dieser Produktserie nennt sich “Linn Sneaky DS”, das ich mir dankenswerterweise vom HiFi-Händler meines Vertrauens ausleihen durfte.
Der “Sneaky” kann die meisten gängigen Audioformate in verschiedensten Auflösungen verarbeiten. Die Obergrenze liegt bei 24Bit/192kHz. DSD Support gibt es keinen. Die Audiodaten müssen auf einem UPnP Server zur Verfügung gestellt werden. In meinem Fall erledigt das die UPnP Medienserver Funktion meines NAS Servers (Buffalo Linkstation Quad). Zusätzlich können über den Streamer Internetradios (via TuneIn) angehört und Playlisten verwaltet werden. Der Linn kann horizontal oder vertikal aufgestellt werden.
Das sehr minimalistisch ausgestattete Gerät ist in schwarz und silber erhältlich und verfügt über einen Netzwerkanschluss (nur kabelgebunden, kein Wi-Fi), zwei digitale Ausgänge (1x Coax, 1x optisch), einen analogen Ausgang (Cinch) und vier Lautsprecherklemmen. Da der “Sneaky” auch über eine 2x 20W Endstufe verfügt, kann er auf Wunsch als unabhängige “All-In-One” Lösung betrieben werden.
In meinem Testszenario erledigt der “Sneaky” die D/A Wandlung. Der analoge Ausgang ist wechselweise mit einem meiner Kopfhörerverstärker bzw. meiner Emotiva UMC-200 Vorstufe verbunden.
Der “Linn Sneaky DS” verfügt über keine Steuerelemente im klassischen Sinne. Kein Ein-/Ausschalter, kein Lautstärkeregler, gar nichts. Gesteuert wird das Gerät über die von Linn entwickelte Anwendung namens “Kinsky”. Die Software ist für Windows, Linux und Mac verfügbar. Alternativ gibt es eine Kinsky App für iOS bzw. Android. Für die erstmalige Konfiguration und spätere Änderungen in der Systemumgebung benötigt man das Programm “Konfig”. Beide Softwarepakete sind gratis auf der Linn Homepage verfügbar.
Die Installation war rasch erledigt, setzt aber Basiskenntnisse der Netzwerktechnik und ein bestimmtes Grundverständnis für Multimediaanwendungen voraus. Die Kinsky-App läuft sowohl unter Windows 7 als auch unter Android 4.4.x stabil. Die App ist auf das Wesentliche reduziert und ganz nett anzusehen. An den Komfort und den Funktionsumfang der Sonos App kommt Kinsky aber nicht ansatzweise heran.
Da es leider immer wieder zu Unterbrechungen der Wiedergabe kam und etliche, fehlende Features (z.B.: Suchfunktion) den Alltag erschwerten, probierte ich andere UPnP Apps aus.
Mit der kostenlosen Version der Bubble UPnP App ließ sich schlagartig eine Verbesserung erzielen. Der “Sneaky” lässt sich damit problemlos steuern, die Musikbibliothek am UPnP Server kann endlich durchsucht werden und die Wiedergabe von Playlisten läuft unterbrechungsfrei. Lediglich der “Shutdown” des Linn Streamers kann mit der Third-Party App nicht initiiert werden (dafür musste in meinen Tests weiterhin die “Kinsky” Software herhalten). Die Vollversion von Bubble UPnP kostet verschmerzbare EUR 3,49.
Mittlerweile habe ich die BubbleDS App des gleichen Herstellers um EUR 9,90 erstanden. Diese App ist ausschließlich für die Steuerung der Linn DS Geräte entwickelt worden. Damit ist die Bedienung vollständig möglich (inkl. Ein-/Ausschalten, Mute, Suchen, Playlisten erstellen/speichern, usw.). Die App ist sauber gestaltet, übersichtlich und funktioniert bis jetzt wunderbar.
Gapless Playback
Die Linn DS Player unterstützen Gapless Playback bei unkomprimierten Tonformaten. Nach anfänglichen Problemen mit diesem Feature habe ich erfahren/herausgefunden, dass Gapless Playback nur funktioniert, wenn man als Quelle (Source) den Eintrag “Playlist” auswählt (anstatt “UPnPAV”).
Probleme bei der Darstellung des Cover Artwork
Mein NAS ist schon etwas älter. Das gilt auch für den dort implementierten UPnP Server. Unabhängig vom verwendeten Client machte die Darstellung des Cover Artworks Probleme. Die Grafiken sahen extrem “verpixelt” aus. Nach einigen Recherchen und Tests kann ich dieses Phänomen eindeutig auf mein altes NAS zurückführen. Mit aktuellen Servern wie Twonky oder AssetUPnP ist alles wunderbar.
Meine Höreindrücke
Der erste Hörtest erfolgte zu späterer Stunde mit Kopfhörern. Als Kopfhörerverstärker kam der für mich neutral und sauber klingende Corda Jazz zum Einsatz. Als Kopfhörer waren die AKG K550 angeschlossen. Als Quellmaterial dienten FLAC Dateien mit Auflösungen von 16Bit/44kHz bis 24Bit/192kHz.
Bis jetzt war es mir bei der digitalen Musikwiedergabe nicht gelungen, einen großen Unterschied zwischen verschiedenen Systemen und Formaten (WAV, FLAC, 320kbit MP3) herauszuhören. Alle gehörten (oder eingebildeten) Unterschiede waren sehr gering und mehr oder weniger vernachlässigbar. Ich muss an dieser Stelle aber erwähnen, dass sich meine Vergleichsmöglichkeiten und die daraus resultierenden Erfahrungswerte natürlich sehr im Rahmen halten.
Diesmal war das aber anders. Bereits nach wenigen Sekunden war klar, dass der “Linn Sneaky DS” – im direkten Vergleich mit einem “Sonos Connect” einen hörbaren Schritt nach vorne darstellt. Diese Aussage gilt für alle auf beiden Systemen abspielbaren Tonformate und Auflösungen. Der Klang des “Sneaky” war klar, sehr detailliert aber gleichzeitig entspannt. Speziell die Mitten klingen im direkten Vergleich zur Wiedergabe mit dem Sonos frischer und kräftiger. Bei den tiefen Frequenzen geht es sehr aufgeräumt, aber wenn notwendig auch durchaus intensiv zur Sache. Generell habe ich den Eindruck, dass der Sneaky ein sehr stabiles, strukturiertes Klangbild liefert. Bei guten Aufnahmen wird dieser Eindruck noch deutlicher.
In den nachfolgenden Tagen testete ich natürlich auch die Wiedergabe über meine Emotiva Vor-/Endstufe und die Monitor Audio RX8 Standlautsprecher. Auch in dieser Kette machte sich unmittelbar ein hoher Spaßfaktor bemerkbar, für den maßgeblich das strukturierte und druckvolle Klangbild von der Mitte abwärts verantwortlich ist.
Egal ob mit Lautsprechern oder Kopfhörern – der “Sneaky” verleitet auch im Verlauf längerer Hörsessions zum Nachregeln der Lautstärke – und zwar nach oben.
Mein Fazit
Der “Linn Sneaky DS” ist ein leicht bedienbares, qualitativ hochwertiges Produkt zur Wiedergabe digitaler Audiodaten. Das Design ist zweifelsfrei nicht jedermanns Sache und das Fehlen der klassischen Steuerelemente wird vermutlich auch so manchen potentiellen Kunden abschrecken. Klanglich hat mich der kleinste Streamer von Linn allerdings schwer beeindruckt. Negativ zu bewerten ist die sehr brustschwache Kinsky App. Bei einem Produkt dieser Preisklasse hätte ich mir eindeutig mehr erwartet.
Der Linn Sneaky DS ist im Handel zwischen EUR 1300,- und 1500,- zu haben.